Mario
Der Sommer verabschiedet sich an diesem Freitag Nachmittag mit einem feuchten Schleier, der die letzten Touristen aus der Stadt schiebt. Zurück bleibt die für Berlin zu dieser Jahreszeit übliche Trostlosigkeit. Die Einheimischen erobern sich die Straßen zurück, um sie zwei mal am Tag während ihres zweifelhaften Festes, das sie Berufsverkehr nennen, zu verstopfen.
Ich sitze in einem kleinen Café in meiner Straße, das ich auf meinen Streifzügen bisher ignoriert habe. Der Reissverschluss meiner Übergangsjacke ist bis unter das Kinn gezogen, um die Bettwärme so gut wie möglich zu konservieren, aber auch um das muffige Schlafhemd darunter zu verbergen. Ich bestelle einen dieser handtellergroßen Kekse und als wollte ich mich anbiedern in diesem Café, zu dessen Zielgruppe sonst eher die ruhesuchenden Nachbarn gehören und weniger die kosmopolitischen Juppy-Touristen, einen einfachen Kaffee mit einem Schuss Kuhmilch. Kaffee mit Milch. Will man den Anschein der Zugehörigkeit waren, dann ist es wichtig, dass man bei der Aussprache von „Kaffee“ die erste Silbe betont und das „ee“ am Ende verschluckt. Wie das „Kaff“ muss es klingen, das Berlin ja eigentlich auch ist.
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